Die Gründung

Erinnerungen von Wilhelm Kaiser,
Ehrenkompaniechef der zweiten Kompanie an die Gründungszeit des Ilser Bürgerbataillons


Heute ist der 11. April 1994. Dieser Tag stimmt mich etwas nachdenklich, denn genau heute vor 25 Jahren fand die Gründungsversammlung des Ilser Bürgerschützenbataillons statt. Dieses gibt mir Anlass, meine Erinnerungen an die Gründungszeit noch einmal Revue passieren zu lassen.

Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Kyffhäuser-Kameradschaft Ilse wieder ins Leben gerufen, mit dem großen Ziel, nach alter Tradition wieder ein Schützenfest zu feiern. Dieses Ziel konnte schließlich im Jahre 1954 verwirklicht werden. Da aber in Ilse kein Schießstand vorhanden war, mussten wir in den ersten Jahren auf Schießstände in den Nachbargemeinden ausweichen, bis von der Kyffhäuser-Kameradschaft Ilse ein neuer Schießstand - ein Röhrenstand - bei unserem Gastwirt Wilhelm Könemann erbaut wurde. Hier hat so manch spannender Wettkampf in schöner und kameradschaftlicher Runde stattgefunden.

Als der Schießstand nicht mehr den Vorschriften entsprach und zwischenzeitlich ein Schützenverein - der "Schießclub 96 Ilse" - gegründet wurde, trat man an die Gemeindeverwaltung Ilse mit der Bitte heran, einen gemeindeeigenen Schießstand zu erbauen. Nach reichlicher Planung und der Suche nach einem günstigen Gelände wurde der Bau dann in Angriff genommen. So entstand in mühevoller Arbeit und Eigenregie - und durch den großen Einsatz unseres nimmermüden Bürgermeisters Karl Dörmann - eine moderne Schießanlage.

Zwischenzeitlich wurde auch der Wunsch, ein Bürgerschützenfest zu feiern, immer stärker. Um uns von dem Ablauf eines solchen Festes einen kleinen Einblick zu verschaffen, setzten wir uns mit dem Bürgerbataillonen Leteln und Neuenknick in Verbindung. Zum 11. April 1969 lud unser damaliger Bürgermeister Karl Dörmann alle Männer über 18 Jahre zu der Gründungsversammlung in die Gaststätte Könemann ein. Hier zeigte sich auch ein lebhaftes Interesse für ein solches "Dorfgemeinschaftsfest". Die Wahl der Bataillonsführung wurde zügig durchgeführt. Als Bataillonschef wurde Karl Meier (Ilse Nr. 3), als Adjutant Helmut Reinking (Ilse Nr. 13) und als Kassierer Heinrich Büschking (Ilse Nr. 35) gewählt.

Das Bataillon teilte man in zwei Kompanien auf. Hier wollte man keine Ortsteile zusammenlegen, sondern eine bunte Reihe, die sich aufgrund von geraden und ungeraden Hausnummern ergibt. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die ungeraden Hausnummern der ersten Kompanie und die geraden Hausnummern der zweiten Kompanie zugeordnet werden. Die einzelnen Kompanien wählten jetzt auch ihre Führungsspitze. Bei der zweiten Kompanie wurde Wilhelm Kaiser (Ilse Nr. 42) Kompaniechef und Wilhelm Dörmann (Ilse Nr. 10) Spieß.

Eine kleine Schwierigkeit ergab sich bei der Zuteilung der Kompaniewirte, da beide Wirte eine gerade Hausnummer hatten. Ich höre heute noch die Worte von Konrad Herbig, der sagte: "Ich habe immer die Hausnummer 80 gehabt und die behalte ich auch." Da Friedel Rautenberg damals lediglich Pächter der Gastwirtschaft Könemann Nr. 2 war, hatte man sich schnell geeinigt.

Der "Festanzug" sollte aus dunklem Anzug, Fliege und Pappzylinder mit rotem Bändchen bestehen. Bei den Farben der Fliegen entschied man sich für schwarzweiß und rotweiß. Die Zuordnung der Farbe zur Kompanie wurde durch Auslosung zwischen den beiden Kompaniechefs ermittelt. Die erste Kompanie hatte Jürgen Ruhe (damals Lehrer in Ilse) als ihren Chef gewählt. Spieß wurde Heinrich Limbach (Ilse Nr. 57). Da ich der ältere der beiden Kompaniechefs war, durfte ich mit der Ziehung des Loses beginnen. Es war rotweiß.

Auch die Gründung einer Gewehrgruppe wurde jetzt in Angriff genommen. Zum Gruppenführer wählte man Ernst Hägermann (Ilse Nr. 29). Arbeitskompanie war die erste Kompanie. Der Termin für das erste Bürgerschützenfest wurde auf den 2. und 3. August 1969 festgelegt. Das Fest sollte im Zelt, welches nach Verhandlung auf dem Grundstück von Karl Kaiser (Ilse Nr. 39) aufgestellt werden sollte, gefeiert werden.

Am 12. April 1969 fuhren wir mit einer kleinen Gruppe nach Neuenknick, um uns einen Film ihres Schützenfestes von 1967 und 1968 anzusehen, da dieses für uns von großem Interesse war. Am 31. Mai 1969 fand die erste Versammlung der zweiten Kompanie statt. Hier wurden drei Gruppenführer gewählt: Horst Büschking (Ilse Nr. 30), Karl Nahrwold sen. (Ilse Nr. 50) und Fr. Teikemeier (Ilse Nr. 4). Kassierer wurde Erich Meyer (Ilse Nr. 36)