Die Frauenhilfe

Im Jahre 1880 wurde von Kronprinz Wilhelm unter dem Protektorat der späteren Kaiserin und Königin Auguste Viktoria der evangelisch-kirchliche Hülfsverein ins Leben gerufen.

Neben der Frauenhülfe existierten damals noch mehrere Frauenvereine auf christlicher Basis. Sie nannten sich zum Beispiel Diakonissenverein, Sammel- und Missionsverein. 1864 gab es in Minden den Diakonissenverein. 1880- 1899 kamen Ovenstädt, Dankersen, Friedewalde, Stemmer, Schlüsselburg und Heimsen als Missionsvereine dazu. Diese Vereine sollten vor allen Dingen die Diakonissenstationen auf dem Lande, die hoffnungslos überlastet waren, in der Pflege schwerkranker Gemeindemitglieder unterstützen.

Am 2. Mai 1910 wurde der Bezirksverband von 25 Pastoren und Pastorengattinnen so wie anderen Mitgliedern gegründet. Zu den Gründern gehörte Frau Pastor Hof aus Windheim, die auch die Leitung der gesamten Frauenhilfe in Windheim übernahm.

Die Gründung des evangelischen Frauenvereins Windheim erfolgte bereits am 19.11.1908. Der damalige Pfarrer war Pastor Kahra.

In den nächsten Jahren schlossen sich auch Frauen in den zur Kirchengemeinde Windheim gehörenden Dörfern wie Döhren, Seelenfeld, Neuenknick, Rosenhagen, Hävern, Loh (Gorspen-Vahlsen), Jössen und Ilse zu Frauenvereinen zusammen. Alle Frauenhilfen der Kirchengemeinde bekamen ein "Diplom Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Auguste Viktoria".

In einem Verzeichnis der Synode Minden findet sich eine Aufstellung über den Mitgliedsstand des Jahres 1913, dazu die Benennung der Vereine und ihrer Leiter. Die Frauenhilfsvereine der Kirchengemeinde Windheim waren:

Verein Leiter Mitglieder Name
Windheim Fr. Hof 49 Ev. Frauenhilfe
Döhren Fr. Hof 48 Ev. kirchl. Frauenverein
Neuenknick Fr. Bredebusch 20 Ev. kirchl. Frauenverein
Loh Fr. Winterberg 27 Ev. Frauenverein
Seelenfeld Hr. Dißmann 19 Ev. Frauenverein
Hävern Fr. Baade 25 Ev. Frauenverein
Rosenhagen Fr. Niederschelp 30 (1916) Ev. Frauenverein
Ilse Fr. Siemers 35 (1916) Ev. Frauenverein
Jössen Fr. Seele 60 (1916) Ev. Frauenverein


Die Kirchengemeinde Windheim hatte zu dieser Zeit 313 Mitglieder.

In den Jahren des Ersten Weltkrieges kamen noch zahlreiche Jungfrauenvereine hinzu. In Ilse leitete damals Frau Siemers eine Gruppe von 35 jungen Frauen.

Während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 wurde ein jährlicher Beitrag von 0,50 Mark gesammelt. Dies war ein erheblicher Betrag wenn man bedenkt, dass eine Angestellte damals ca. 20 Mark monatlich verdiente. Auf einem Flugblatt im Ersten Weltkrieg hieß es:

"Frauen, Eure Waffen heißen: sparen, schaffen, klug sein, im Kleinsten treu. Fröhliches Entsagen, gläubiges Ertragen Heilig Ziel Euch sei."


Bei den Frauenhilfsmitgliedern hieß es also, sparen in allen Situationen, sammeln und handarbeiten für Soldaten an der Front, betreuen aller daheimgebliebenen Ehefrauen mit und ohne Kindern.

Nach dem Krieg sank die Moral im ganzen Land, Prostitution war in Mode gekommen. Die Frauenhilfe kümmerte sich in dieser Zeit um Pflegeplätze für die gestrandeten Mädchen und richtete Heime ein. 1935 wurde die 25-Jahr-Feier der Frauenhilfe Windheim gefeiert.

Dann kam die Zeit unter dem Hakenkreuz. Nachdem die Frauenhilfe zu den kirchlichen Vereinen gehörte, war die Arbeit in dieser Zeit nicht unbedingt leicht. Die Frauenhilfe wurde in das Frauenwerk eingegliedert. Ihr Wirken galt jetzt hauptsächlich den Soldaten an der Front. So sammelte sie für das Winterhilfswerk und handarbeitete für die Söhne und Männer an der Front. Weil nicht festzustellen war, dass es sich bei der Frauenhilfe um eine parteifeindliche Organisation handelte, wurde sie auch nicht verboten.

Man traf sich jetzt aber in der Regel in kleineren Kreisen und befasste sich verstärkt mit dem Wort Gottes und mit Handarbeit. Versammlungen fanden in den Dörfern, die zur Kirchengemeinde gehörten, statt; in Ilse jeweils 14-tägig einmal im Hauptdorf mit Feuerschicht und in Wulfhagen.

Nach der Nationalsozialistischen Zeit - die von 1933 bis 1945 dauerte ­- konnte die Frauenhilfe wieder frei arbeiten und sich regelmäßig treffen. Sie arbeitet bis heute für das evangelische Hilfswerk, die Bahnhofsmission, die innere und die äußere Mission. Großer Einsatz wird geleistet für "Brot für die Welt", für Frauenhäuser, Diakoniestationen, die Müttergenesungsheime und die Mutter-Kind-Kuren sowie in der eigenen Gemeinde.

Im Jahr 1960 feierte man das 50-jährige Jubiläum und im Jahre 1985 das 75-jährig Bestehen. Für die in den 90er Jahren anstehende Kirchenrestaurierung konnte die Frauenhilfe durch Basare auf dem Frühjahrsmarkt, den Verkauf von Kaffee und Kuchen sowie Handarbeiten und Flohmarktartikel einen Betrag in Höhe von 24.000 DM beisteuern.

Bild der Frauenhilfsgruppe Ilser-Dorf und Feuerschicht aus dem Jahre 1926 Bitte anklicken!